Wie Erholung von Stress gelingt
Stress ist meist allgegenwärtig – und für viele Menschen ein dauerhafter Begleiter im Berufs- und Lebensalltag. Besonders im Mittelstand und in sozialen Organisationen, in denen häufig mit hoher Verantwortung, begrenzten Ressourcen und großem Engagement gearbeitet wird, stoßen viele Mitarbeitende an ihre Belastungsgrenze. Laut einer repräsentativen Umfrage der Techniker Krankenkasse gab 2021 rund ein Viertel der Befragten an, häufig unter Stress zu leiden. Knapp die Hälfte berichtete, sich besonders durch Schule, Studium oder Arbeit belastet zu fühlen.
Dass anhaltender Stress gesundheitliche Risiken birgt – von Schlafstörungen über Magen-Darm-Probleme bis hin zu psychischen Erkrankungen – und zu einer reduzierten Leistungsfähigkeit führt, ist wissenschaftlich gut belegt. Doch die entscheidende Frage lautet: Was hilft wirklich, um sich zu erholen – und wie kann man das im Alltag konkret fördern?
Erholung ist oft mehr als eine Pause – sie ist ein aktiver Prozess
Wissenschaftliche Studien zeigen: Erholung ist nicht einfach ein „Nichtstun“. Sie ist ein aktiver, psychologischer Prozess, in dem körperliche, emotionale und mentale Ressourcen wiederaufgebaut werden. Das bedeutet auch: Dieselbe Aktivität kann für die eine Person sehr erholsam sein – für die andere überhaupt nicht. Entscheidend ist nicht was wir tun, sondern wie wir es erleben.
In unseren Angeboten orientiere ich mich immer wieder am sogenannten DRAMMA-Modell (Newman et al., 2014). Newman beschreibt sechs zentrale psychologische Erholungserfahrungen, die nachweislich das Wohlbefinden fördern:
Detachment (Abschalten): Mentales Loslassen von der Arbeit – nicht nur physisch, sondern auch gedanklich.
Relaxation (Entspannung): Zustände geringer Aktivierung, in denen Körper und Geist zur Ruhe kommen.
Autonomy (Selbstbestimmung): Die Freiheit, über die eigene Zeit und Tätigkeit zu entscheiden.
Mastery (Wachstum): Herausfordernde, aber bewältigbare Aktivitäten, die Selbstwirksamkeit stärken.
Meaning (Sinnerleben): Das Gefühl, etwas Bedeutsames zu tun – im Einklang mit eigenen Werten.
Affiliation (Zugehörigkeit): Soziale Eingebundenheit, Akzeptanz und ein Gefühl der Verbundenheit.
Diese sechs Erlebniskategorien zeigen: Wir erholen uns nicht nur im Wellnessurlaub oder beim Powernap, sondern oft durch sinnvoll gestaltete Freizeit, soziale Interaktion und persönliche Weiterentwicklung.
Integration in Ihren Arbeitsalltag
In unseren Trainings und Coachings geht es nicht darum, einzelne Techniken „anzuwenden“, sondern zu verstehen, welche Erlebnisse wirklich zur Erholung beitragen – und wie man diese gezielt in den (Arbeits-)Alltag integrieren kann. Das kann bedeuten, Pausen anders zu gestalten, Kommunikation im Team zu reflektieren oder den Umgang mit Belastungen bewusster zu machen.
Damit bringen wir psychologische Forschung alltagsnah und anwendungsorientiert in Ihre Organisation – damit Resilienz nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern sich in konkretem Verhalten und erlebtem Wohlbefinden zeigt.
Denn gesunde Organisationen brauchen gesunde Menschen. Und gute Erholung ist dafür ein Schlüssel.
Weiterlesen:
Newman, D. B., Tay, L. & Diener, E. (2014). Leisure and subjective well-being: A model of psychological mechanisms as mediating factors. Journal of Happiness Studies: An Interdisciplinary Forum on Subjective Well-Being, 15(3), 555–578.
https://doi.org/10.1007/s10902-013-9435-x